Kreisgruppe Northeim

Pressemitteilung zum HNA Bericht "Smileys fürs Kontaktgift"

12. November 2019

Bezug: HNA Bericht „Smileys fürs Kontaktgift“ vom 04.11.2019 „Soviel Heimlichkeit…“ um das Gift im Wald

Pressemitteilung der BUND-Kreisgruppe Northeim

Bezug: HNA Bericht „Smileys fürs Kontaktgift“ vom 04.11.2019

„Soviel Heimlichkeit…“ um das Gift im Wald

Wie die HNA in einem informativen Bericht leider nur in der Uslarer-Ausgabe berichtete, werden  zur Zeit große Mengen Insektizide auf den Holzlagerplätzen im Wald ausgebracht. Ursache für den Einsatz des Kontaktgiftes Karate Forst ist das massenhafte Vorkommen des Borkenkäfers.

Auch wenn, wie zu lesen, der Einsatz des Giftes für die Bekämpfung des Borkenkäfers grundsätzlich zugelassen ist, ergeben sich für den BUND doch etliche Fragen. Nach rechtlichen Vorgaben ist die Verwendung von synthetischen Insektiziden nur „als letztes Mittel“ gerechtfertigt, wenn mechanische (z.B. Schälung der Rinde), biologische oder logistische (Verbringung des Holzes aus dem Wald) Maßnahmen nicht durchgeführt werden können.

Des Weiteren scheint mit den Anwendungsvorschriften sehr locker umgegangen zu werden. Wie auf dem Foto des HNA-Berichtes unschwer zu erkennen, wird beim Ausbringen der Giftstoffe keinerlei Schutzkleidung getragen. Und warum werden die schon fast rindenfreien Stämme behandelt, die gar keine Borkenkäfer mehr enthalten können?

Außerdem sollten unseres Erachtens Warnschilder auf den Gifteinsatz und mögliche Gefahren hinweisen. „Es ist aus Sicht des BUND nicht akzeptabel“ so Jürgen Beisiegel vom Vorstand der BUND Kreisgruppe,“ wenn große Mengen Insektizide im öffentlichen Wald eingesetzt werden, die vom Hersteller als sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung beschrieben werden und nicht leicht abbaubar sind. Zudem wirken diese Mittel unspezifisch auf sämtliche Insekten, die damit in Berührung kommen, treffen also nicht nur die Borkenkäfer. Zumindest in allen Flächen mit Schutzstatus sollte der Einsatz deshalb unterbleiben!“

Das Vorgehen der Landesforsten nach dem Prinzip „Kopf in den Sand stecken“ und nichts sagen kann nicht toleriert werden. Man stelle sich nur vor, dass auf Grund fehlender Hinweise und Aufklärung Kinder auf den Holzpoltern klettern oder Pilzsammler im Umfeld der Lagerplätze Mahlzeiten sammeln. Das heißt: Hinweisschilder statt Smileys an den Einsatzstellen!

Zu den Informationen über die fast täglich zu lesenden Schäden durch den Borkenkäfer gehört auch eine ehrliche und offene Aufklärung der Bevölkerung über seine Bekämpfung. Welche Insektizide, mit welchen Wirkungen werden wann, wo und in welcher Menge eingesetzt? Unter welchen Voraussetzungen ist der Einsatz aus Sicht der Landesforsten unbedingt notwendig? Welche anderen Bekämpfungsmöglichkeiten wurden angewandt, bevor Chemie als letztes Mittel zum Einsatz kommt? Wie verträgt sich der Einsatz der Insektizide mit der Vorbildfunktion des öffentlichen Waldes und mit seiner PEFC-Zertifizierung?  

Notwendig ist auch eine Diskussion darüber, wie es eigentlich so weit kommen konnte in unseren Wäldern und was wir daraus lernen. Fakt ist, dass es sich bei dem Borkenkäferproblem fast ausschließlich um Fichtenforste handelt. Sie sind künstlich angelegt worden und seit langem ist bekannt, dass diese unnatürlichen Fichtenreinbestände sehr anfällig für Stürme und Massenvermehrung von Borkenkäfern sind. Auch vor dem Klimawandel kamen solche Kalamitäten deshalb immer wieder vor. Das Problem der Borkenkäfer ist hausgemacht – und damit auch die nun notwendigen Bekämpfungsmaßnahmen.    

Unabhängig von den formalrechtlichen Bestimmungen lehnt der BUND den Einsatz der Kontaktgifte, welche unspezifisch auch alle anderen Insekten töten, ab. Sollte diese Art der Borkenkäferbekämpfung die finanziell günstigste sein, darf der ökonomische Aspekt bei der Wahl der Käferbekämpfung nicht im Vordergrund stehen. Der Schutz von Menschen, Umwelt und Wasser muss hier generell das größere Gewicht erhalten!

 

Jürgen Beisiegel                                                                                        Espol, den 12.11.2019

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