Einladung zum Tag der Streuobstwiese 2023
Seit einigen Jahren gibt es in Europa den Tag der Streuobstwiese, der dieses Jahr auf den
28. April 2023 fällt. Die Betreiber der Wiese am Bartshäuser Turm laden dazu zu einem Spaziergang
auf den Bartshäuser Berg ein, ab 14.00 Uhr gibt es dort Kaffee und Kuchen und bei gutem Wetter
einen grandiosen Ausblick. Geparkt werden kann in Kuventhal, der Weg zur Wiese ist ab der
Wilhelmsbrücke beschildert. Eingeladen sind insbesondere auch unsere „Nachbarn“ in Kuventhal
und Bartshausen.
Heute wird Obst meist in Plantagenform angebaut. Die Bäume sind eng beieinander in Reihe mit
Stützdrähten gepflanzt, meist niedrigwachsende Arten mit nur wenigen, meist neueren Sorten. Das
sorgt für den höchsten wirtschaftlichen Ertrag. Das Obst kann so mit geringem Aufwand geerntet
werden, Leitern werden nicht gebraucht. Aufgrund der Dichte des Bestandes sind die Bäume
anfällig für Krankheiten, müssen oft mit Pestiziden behandelt werden.
Streuobstwiesen sind der Gegenentwurf. Sie waren jahrhundertelang in Europa die vorherrschende
Form des Obstanbaues, bis sie nach dem 2. Weltkrieg unwirtschaftlich wurden und viele gerodet
wurden, um Ackerland und Bauland zu gewinnen. Inzwischen ist ein Umdenken eingetreten.
Umweltschützer beobachten einen starken Rückgang der Vogel- und Insektenpopulation. Man
erkannte die Streuobstwiese als eines der artenreichsten Biotope. Hier stehen großwüchsige
Obstbäume, Einzelbäume, alte Sorten. Nicht der Ertrag, sondern die Vielfalt der Sorten steht im
Vordergrund. Das zieht eine Vielfalt an Arten in Fauna und Flora nach sich, Streuobstwiesen zählen
zu den artenreichsten Biotopen. Auf chemische Spritzmittel und auf Düngung wird verzichtet. Das
ist nicht die Lösung unserer Probleme mit der Umwelt, aber sicher ein Beitrag dazu.
Eine Gruppe jung gebliebener Senioren hat sich in Einbeck gefunden, um diese Entwicklung zu
fördern. Auf dem Bartshäuser Berg, zwischen Kuventhal und Barthäuser Turm fanden sie eine nicht
mehr bewirtschaftete Fläche, eine Magerrasenwiese. Der BUND förderte und unterstützte das
Vorhaben als Projekt und pachtete die Wiese an. Mit Hilfe von Spendengeldern konnten 2020 über
40 Obstbäume erworben und angepflanzt werden. Ein Großteil davon Apfelbäume, aber auch
Birnbäume. Kirschbäume, Zwetschgen- und Mirabellenbäume und weitere sind vertreten. Mit Rat
und Tat stand Gert Habermann, Naturschutzbeauftrager des Landkreises Northeim, dem Projekt zur
Seite. Ein Problem war in den vergangenen trockenen Sommern die Wasserversorgung. Mit Hilfe
von Schlepper und Wasserwagen wurde Wasser herbeigeholt, mit Gießkannen bekam in der
Trockenzeit jeder Baum, was er zum Gedeihen brauchte. Für die Vogelwelt sorgen zahlreiche
Nistkästen, die Insekten können in Totholzstämmen und einer Sandgrube ihre Nester bauen.
Geplant sind weiterhin eine Lehmgrube und eine Blühwiese für die Insekten. Für die Besucher sind
weitere Schautafeln zur Information in Arbeit. Auf der Streuobstwiese konnten bereits mitten in der
Natur zum Reformationstag zwei Gottesdienste, einer davon mit Taufe von zwei Kuventhaler
Kindern, gestaltet werden.
Spenden für das Naturschutzprojekt können über die Plattform „Wir Wunder“ bei der Sparkasse
Einbeck getätigt werden.
Aus Wüsten Gärten machen
Gut besuchte Andacht auf der Streuobstwiese zum Thema Wasser
Kuventhal/Bartshausen. Gemeinsam hatten sie eingeladen, die Initiatoren der Streuobstwiese am Bartshäuser Turm und die Ev.-luth. Kirchengemeinde Einbeck. Nun wurde am Reformationstag zum zweiten Mal in Folge zwischen Bartshausen und Kuventhal eine Andacht gefeiert. Im letzten Jahr wurde an derselben Stelle eine Luthereiche aus Polle gepflanzt. In diesem Jahr drehte sich alles um das Thema Wasser und darum, wie kostbar es ist.
Gut 100 Menschen aller Generationen waren dabei, als zum zweiten Mal auf der Streuobstwiese eine Andacht am Reformationstag gefeiert wurde. Unter der Überschrift „Aus Wüsten Gärten machen“ dachten die Teilnehmenden in dem Gottesdienst unter freiem Himmel über das Wasser nach und spielten zusammen „Wer wird Millionär?“. Pastor Daniel Konnerth stellte einige Fragen zum kostbaren Nass, die Gottesdienstbesucherinnen und Besucher konnten dabei ihr Wissen überprüfen. Höhepunkt der Andacht war sicherlich die Taufe von zwei Kindern aus Kuventhal, die sich die Streuobstwiese als Taufort ausgesucht hatten.
Nach der Andacht wurde durch die Mitglieder der Projektgruppe „Einbecker Streuobstwiese am Bartshäuser Turm/Gemarkung Kuventhal“ ein Gedenkstein an der Luthereiche gesetzt, der auf das Pflanzen am Reformationstag 2021 hinweist und zudem im Beisein der Grundstückeigentümerin eine Esskastanie gepflanzt. Die Projektgruppe wird mit Rat und Tat unterstützt durch den BUND, Kreisverband Northeim und den Naturschutzbeauftragten des Landkreises, Gert Habermann.
Im Anschluss an die Pflanzaktion blieben viele noch beisammen, informierten sich über die Arbeit auf der Streuobstwiese und kamen bei kalten Getränken miteinander ins Gespräch.
Neues von der Einbecker Streuobstwiese
Interview mit den BUND-Mitgliedern der „Einbecker Streuobstwiese am Bartshäuser Turm“
Nachdem im letzten Herbst mit den ersten Aktivitäten auf der neu angelegten Streuobstwiese begonnen wurde, haben sich in den letzten 9 Monaten eine Vielzahl an Aktivitäten ergeben. Dazu führte Werner Arzeus jetzt ein Interview mit den anderen Mitgliedern (Hartmut Bertram, Udo Beyland, Albert Deike, Joachim Henze, Klaus Kühne und Helmut Ostermann), um der breiteren Öffentlichkeit ein Bild des derzeitigen Standes zu geben. Besonders erwähnen und bedanken möchten wir uns an dieser Stelle für die fortwährende und sehr kompetente Unterstützung durch den Kreisnaturschutzbeauftragten Gerd Habermann, der jederzeit mit einem „offenen Ohr“ und sehr guten Anregungen zur Verfügung stand.
Frage: Hartmut, welche Aufgaben musste das Team im Herbst des letzten Jahres erledigen, um das Projekt der Streuobstwiese auf den Weg zu bringen?
Hartmut Bertram: Nach längerer Suche haben wir ein geeignetes Grundstück mit ca. 6.500 qm auf dem Bartshäuser Berg nordwestlich von Einbeck über den Kreisverband Northeim des BUND anpachten können und mit den entsprechenden Vorbereitungen begonnen. Als erste Aktivität standen „Steinelesen“ an, denn plötzlich waren wir „steinreich“, da auf der bisherigen Brachfläche eine sehr große Anzahl an Feldsteinen unterschiedlicher Größe lag, die in mühseliger Handarbeit gesammelt und auf Steinhaufen gelagert wurden. Daraus ist dann eine 5 m lange und 1 m hohe Trockenmauer entstanden. Daneben bemühten wir uns erfolgreich um die Finanzierung unseres Projektes durch Spenden von Firmen und Privatpersonen für die wir uns noch einmal aufrichtig bedanken. Auf der Streuobstwiese stehen inzwischen auch bereits 4 Bänke, die Wanderer und Naturliebhaber zum Ruhen und Schauen einladen und auch eifrig genutzt werden. Ebenfalls habe ich meinen alten Trecker wieder reaktiviert, der bei der Bewältigung von Transporten und Ähnlichem sehr hilfreich war und ist.
Frage: Nach dem Pflanzen der Hochstamm-Obstbäume – übrigens alles ältere und vor allem heimische Sorten, beschafft über einen ortsansässigen Gartenbaubetrieb, gab es doch bestimmt viele weitere Aktivitäten?
Udo Beyland: Ja, wir konnten uns bisher über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Wir mussten die Wasserversorgung für die jungen Pflanzen vorbereiten und haben Erdarbeiten zwecks Anpflanzung von über 650 Heckenpflanzen durchgeführt. Mit einer Kreiselegge wurde die Aussaat einer speziell für unsere Region zusammengestellte Kräuter- und Wildblumenmischung vorbereitet. Ebenfalls wurde eine Benjeshecke angelegt, um Igeln, kleineren Amphibien und auch Insekten eine neue Heimat zu bieten. Hierzu wurden aufgestapelte Fichtenholzrundhölzer aus einem nahegelegenen Borkenkäferbestand und drei uralte Lindenbaumstämme als Totholzparadies platziert. Darüber hinaus wurden Ansitzstangen für Greifvögel und einige Nistkästen gebaut und angeschafft, die inzwischen auch sehr gut angenommen wurden. Hier haben Blaumeisen, Kohlmeisen und Feldsperlinge bereits erfolgreich für Nachwuchs gesorgt.
Frage: Albert, die Wasserversorgung für die 40 Obstbäume, die 650 Heckenpflanzen und die Ansaat der Kräuter- und Blühwiese war doch sicherlich eine große Herausforderung?
Albert Deike: In der Tat waren hier vielfältige Aufgaben zu erledigen. Wir besorgten uns ein großes transportables Wasserfass für den Trecker, mit dem wir regelmäßig aus einem Brunnen Wasser für die Pflanzen holen und die Gießaktion auf dem doch relativ steilen Grundstück erfolgt dann händisch mit Gießkannen und Eimern. Gut, dass wir inzwischen die Ruhebänke aufgestellt haben und auch bereits einen älteren, aber noch gut erhaltenen, Bauwagen anschaffen konnten.
Frage: Was plant die Gruppe nun als nächste Vorhaben und welche Zielsetzung hattest Du persönlich bei Deinem Engagement?
Joachim Henze: Aktuell wollen wir eine Sandgrube als Wildbienen- bzw. Wildhummelnbiotop anlegen. Dann steht die erste Mahd unserer Streuobstwiese an, die wir artgerecht in zwei oder drei Teilen durchführen wollen, um den Kleintieren eine Fluchtmöglichkeit zu bieten. Vielleicht können wir bereits im Laufe des Jahres in Zusammenarbeit mit einem Schäfer eine kleinere Schafherde auf unsere Streuobstwiese bringen um damit die 2. Mahd zu vermeiden. Im unteren Bereich der Streuobstwiese haben wir eine Mulde ausgehoben und mit einer Teichfolie eine Vogeltränke geschaffen.
Für mich stand von Anfang an fest, dass hier ein einmaliges ökologisches Projekt (ohne Einsatz von Chemie, Dünger und Plastik) mit außerordentlicher Biodiversität, in einem rundherum landwirtschaftlich genutzten Umfeld, entstehen soll. Mit unserer Streuobstwiese und den bisher durchgeführten Aktivitäten haben wir ein ökologisches Kleinod geschaffen, dass auch im Kreisverband Northeim des BUND und darüber hinaus Beachtung gefunden hat. Es ist wunderschön zu beobachten, wie sich Fauna und Flora hier entwickeln und wie die Natur sich einen neuen Lebensraum für viele neue Pflanzen und Tiere schafft.
Frage: Klaus, Albert sagte bereits, dass ein Bauwagen angeschafft wurde, ist dieser denn schon zum Einsatz gekommen?
Klaus Kühne: Ja, die Anschaffung des Bauwagens – übrigens auch unter Beteiligung von Gerd Habermann – hat sich bereits jetzt bewährt. Wir werden in den nächsten Wochen den Bauwagen ein wenig „aufhübschen“, es sind einige kleinere Reparaturarbeiten notwendig und frische Farbe soll unser Wagen auch noch erhalten. Darüber hinaus wollen wir – zusätzlich zu den auf der Streuobstwiese platzierten Bänke – noch eine etwas größere Sitzgruppe aufstellen, die dann bei möglichen Vorträgen (z. B. Schulprojekten etc.) Sitzmöglichkeiten bieten wird. Zur fachlichen Ergänzung bei Vorträgen und zur Information sind Lehrtafeln und eine Schautafel mit Nennung der Unterstützer vorgesehen. Geplant ist hier eine Zusammenarbeit im Rahmen eines Projektes mit der BBS Einbeck.
Frage: Helmut, warum beteiligst Du Dich an diesem Projekt?
Helmut Ostermann: Sieben gestandene Männer, aus verschiedensten Branchen, keiner früher beruflich mit Natur oder Landwirtschaft verbunden, finden sich zusammen. Sie wollen einen kleinen Beitrag dazu leisten, wieder gut zu machen, was ihre Generation an Zerstörung von Natur und Klima angerichtet hat. Sie wollen mit einem Objekt, das sie hoffentlich um viele Jahrzehnte überleben wird, den nachfolgenden Generationen etwas Nachhaltiges hinterlassen. Sie wollen damit auch darauf hinweisen, dass ein gesellschaftliches Umdenken nötig ist: weg vom immer mehr und immer größer, hin zu bescheidener und im Einklang mit der Natur.
Vielen Dank für die aufschlussreichen Antworten und das Engagement für unsere Umwelt und Natur. In Zukunft sollten wir dann noch versuchen, den einen oder anderen jüngeren Umwelt- und Naturfreund für unsere Sache zu begeistern. Dazu können sich Interessierte jederzeit mit den Mitgliedern unserer kleinen Projektgruppe in Verbindung setzen.
Kontakt: Werner Arzeus: 05561-971155 / werner_arzeus@yahoo.de
Einbeck im Juli 2021
Streuobstwiesen im Landkreis Northeim
Streuobstwiesen sind vom Menschen geschaffene Kulturlandschaften. Zwar wurde bereits im Mittelalter Obstbau professionell betrieben, so richtig ging es mit den Streuobstwiesen, wie man sie heute kennt, aber erst im 18. und 19. Jahrhundert los. Bei Streuobstwiesen handelt es sich um eine Form des Obstanbaus, die auf Mehrfachnutzung angelegt ist. Die hochstämmigen Bäume, die verstreut in der Landschaft stehen, tragen unterschiedliches Obst wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen oder Walnüsse. Die Wiesen können auch beweidet werden. Dünger und Pestizide werden in der Regel kaum eingesetzt, so dass Streuobstwiesen wichtige Oasen für bedrohte und seltene Arten geworden sind. Die Nährstoffknappheit durch die fehlende Düngung und die nur zweimal im Jahr stattfindende Mahd bewirken, dass keine Pflanzenart überhand nehmen kann. So können zahlreiche Arten nebeneinander existieren.
In den 80er Jahren sind Streuobstwiesen regelrecht gerodet worden. Wichtige Brutstätten und Nahrungsquellen von Steinkauz, Wildbienen, Fledermäusen und vielen anderen Arten sind dadurch verschwunden. Für Neupflanzung, Pflege und Wertschätzung von Streuobstwiesen macht der BUND sich daher seit vielen Jahren stark!
Auch die Kreisgruppe Northeim betreut Streuobstwiesen. So wurde im Jahr 2012 mit finanzieller Unterstützung der Bingo-Stiftung eine kleine Streuobstwiese mit Hochstämmen alter Sorten bei Gierswalde auf einer BUND-Fläche angelegt. Bei Fredelsloh übernahm die Kreisgruppe einen Bestand mit ca. 60 alten Hochstämmen zur Pflege einer in Süddeutschland lebenden Eigentümerin.
Helmut Schroeder und Mitglieder der Ortsgruppe BUND-Naturerlebnis Katlenburg beschäftigen sich ebenfalls mit dem Erhalt und der Ergänzungspflanzung einer Streuobstwiese am Burgberg in Katlenburg (siehe auch unter Naturerlebnis Katlenburg)
Da Betreuung und Pflege solcher Anlagen recht arbeitsintensiv sind, freuen wir uns immer über motivierte und aktive MitstreiterInnen und UnterstützerInnen! Wer Lust und Zeit hat, wenn auch nur sporadisch, meldet sich bitte beim Vorstand unter vorstand(at)bund-northeim.de oder telefonisch unter 05555-809922
Weitere Infos zum Thema:
www.streuobstwiesen-buendnis-niedersachsen.de
www.oeko-komp.de
elisabeth.schwarz(at)nds.bund.net
Elisabeth Schwarz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit „Zusammenarbeit zur Erhaltung von Streuobstwiesen“
BUND Landesverband Niedersachsen
Tel. (0511) 965 69 – 32
www.michael-ruhnau.com
Michael Ruhnau Obstbaumschnitt, Sortenbestimmung, Gartenberatung, Vorträge, Seminare, Gartenreisen - Zum Bruch 1, 27412 Bülstedt Tel.: 0 42 83 - 61 02 info@michael-ruhnau.com